Am Anfang steht das Wort

Bis zum 29. Juni 2014 werden aktuelle Werke des spanischen Bildhauers Jaume Plensa gezeigt

Hockende, menschliche Gestalten sind derzeit im Skulpturenpark Waldfrieden zu sehen – geformt aus einem metallenen Netzwerk aus Buchstaben. Denn genau die sind es, die Jaume Plensa nicht loslassen. Dabei sind die Buchstaben alleine zwar bereits etwas Präzises, Eigenständiges – doch erst in Kombination mit anderen bekommen sie eine Bedeutung. Das ist auch bei seinen Skulpturen so.
Auffällig ist, dass alle Figuren in sich zu ruhen scheinen. Und genau damit wird ein Grundbedürfnis des Künstlers deutlich: „Eines meiner dringendsten Anliegen ist die Stille“. Und weiter: „In einer sehr lauten Welt gilt es, Stille herzustellen.“ Und genau das schaffen seine Skulpturen in Tony Craggs Park, dessen Name Waldfrieden nicht besser passen könnte.
Plensa beschränkt sich dabei nicht nur auf lateinische Buchstaben, sondern bedient sich vieler anderer Systeme – und damit dem Erzählstoff aus der ganzen Welt. Daneben nutzt er zudem Partiturlinien und Noten (wie bei „Silent music“), quasi die Universalsprache der Welt.
Warum Plensa gerade Buchstaben und Worte für seine Kunst auswählt, wird noch in einem anderen Ausspruch von ihm deutlich, in dem er sagt, dass Buchstaben und Wörter in gedruckten Büchern für ihn schon mal den Anschein erweckten, Gefangene zu sein, die mit dem Rücken an der Wand stehen. Mit seinen Arbeiten zeigt er quasi das Gegenteil dieses Eingesperrtseins, gibt den Buchstaben und Worten ein Eigenleben, welches sie seiner Ansicht nach auch bekommen, wenn sie ausgesprochen werden. Denkt man weiter, ist man schnell bei der Liedzeile „Die Gedanken sind frei“.
Diese Freiheit drückt sich auch in der Zartheit und Durchlässigkeit dieser eigentlich mit gut drei Metern Höhe monumentalen Skulpturen (wie etwa „Soul XVI“ vor dem Glaspavillon) aus. Blickt man durch sie hindurch, ergeben sich ganz neue Sichtweisen auf den Park und den Pavillon – und damit auch wieder auf die Skulpturen selbst.
Jaume Plensa wurde 1955 in Barcelona geboren und ist heute einer der einflussreichsten spanischen Bildhauer seiner Generation. Sein Werk steht in einer Traditionslinie mit anderen großen katalanischen Künstlern wie Antoni Tàpies und Joan Miró. Bekannt sind vor allem seine monumentalen Arbeiten im öffentlichen Raum. Plensa lehrt an Kunsthochschulen in Paris und Chicago, lebt und arbeitet in Barcelona und Paris. Der Skulpturenpark ist dienstags bis sonntags und an Feiertagen von 10 bis 19 Uhr geöffnet.

Foto: Cragg Foundation/Süleyman Kayaalp