Neugierig machen

Zum Luther-Jahr 2017 zeigt Otmar Alt vom 5. bis zum 26. Februar in der Gemarker Kirche Zeichnungen rund um Martin Luther und die Reformation

Seit 50 Jahren ist Otmar Alt künstlerisch tätig – und hat sich immer wieder auch mit religiösen Themen beschäftigt, zum Beispiel mit Martin Luther. 2012 entstand daraus eine Grafikmappe zur Reformation, die die „Fabeln Luthers“ zeigen, wie es der Künstler selbst ausdrückt. 2015 erschien von ihm eine Bibel, in der Alt sich intensiv mit deren Geschichte auseinandersetzte. Als Ergänzung dazu sind nun weitere Arbeiten entstanden, mit denen der Maler aus Hamm gezielt auf die Reformation aufmerksam machen will. Denn auch 500 Jahre nach Luthers Anschlag seiner Thesen sei der Einfluss auf Deutschlands Entwicklung noch zu spüren, so Alt.

Neben Alts typischer Schriftsprache kommen bei diesen Bildern erstaunlich realitätsnahe Darstellungsformen hinzu, die Martin Luther und seine Weggefährten zeigen. Dafür hat er wichtige Stationen im Leben des Reformators ausgewählt, um sie in seinen Bildern zu neuem Leben zu erwecken. Sein Ziel ist es dabei, neugierig zu machen: auf den Menschen, die Reformation, den Glauben und die vielen Hintergrundgeschichten.

Ausgangspunkt seiner Ausstellung sind klein-
formatige, farbige Werke, die Alt noch einmal in große Bilder „übersetzt“ hat, die jedoch reduziert wirken und schwarz-weiß gehalten sind, zu denen sich nur sehr wenige Farbakzente gesellen. Sie stehen unter der Überschrift „Luther – Der Verkünder“. Dahinter steht die Idee, den religiösen Wandel Luthers zu veranschaulichen. Aus Alts Umfeld heißt es deshalb, dass die kleinen Werke durchaus als Symbol für die katholische Lehre in all ihrer Farbigkeit gesehen werden können, wohingegen die großformatigen Leinwände die Reduziertheit der protestantischen Lehre widerspiegeln würden.

Für Alt war der Weg weg von den vertrauten bunten Bildern hin zu Schwarz-Weiß-Kompositionen nach eigener Angabe ein „Kampf“ – aber auch der Beweis dafür, dass seine Bilder eben nicht zwangsläufig farbig sein müssen, damit er tiefgründige, rätselhafte und vielschichtige Welten erschaffen könne.

Die Bilder

In Otmar Alts Bildern taucht nicht nur Luther selbst auf, im Bild „Der Verkünder“ zum Beispiel deutlich als Mönch zu erkennen, sondern die Arbeiten zeigen auch Symbole wie die Luther-Rose und den Fisch, der für das Chris-tentum steht. Es wird zwar nicht alles erklärt, doch die Titel der Bilder weisen den Weg, etwa in dem Bild „Klosterleben und universitärer Unterricht“.

Die großen und kleinen Bilder unterscheiden sich dabei zum Teil durch Weglassungen – hier wie dort –, aber auch andere Betonungen, die den Blick manchmal auf unterschiedliche Elemente in den Bildern lenken. Stehen Melanchthon und Luther im kleinen Format annähernd gleich groß nebeneinander, tritt Luther im großen Format deutlich in den Hintergrund. Philipp Melanchthon war neben Luther eine weitere treibende Kraft der deutschen und europäischen Reformation, der unter anderem Luthers Bibel-Übersetzung korrigierte und Luther als Verhandlungsführer vertrat, als dieser als Geächteter nicht selbst aktiv werden konnte.

Ist in dem bunten Bild unter dem Titel „Lebensweisheiten – Luther und die deutschen Worte“ keine zweite Figur klar zu erkennen, kommt im großen Format laut Titel Thomas Müntzer hinzu. Dieser war ein Anhänger Luthers, aber in seinen Ansichten viel radikaler und auch gewaltbereit, weshalb sich Luther später von ihm distanzierte.

Die größten Unterschiede sind vielleicht in den beiden Bildern „Ohne Worte ist alles nichts“ zu finden. Aber genau das hat Alt wohl gewollt: dass man sich die Bilder nicht nur einzeln ansieht, sondern sie vergleicht – und dazu auch noch die passende Bibelstelle heranzieht.

Bild: Otmar-Alt-Stiftung

Lesen Sie weiter in der Ausgabe 02.2017, die am 28. Januar erscheint – oder laden Sie sich ab sofort das E-Book der Ausgabe herunter!