Zum Jubiläum neue Projekte

Mit einer Rekordbeteiligung fand die diesjährige Jahreshauptversammlung des Zoo-Vereins Wuppertal statt, die das 60. Jahr des Bestehens einläutete

Rund 350 der derzeit gut 1.500 Mitglieder kamen Mitte März 2015 in die Hauptverwaltung der Stadtsparkasse am Islandufer in Wuppertal, um an der Jahreshauptversammlung teilzunehmen. Das ist Rekord und ein geradezu perfekter Beginn für das Jubiläumsjahr, denn der Verein kann inzwischen auf 60 Jahre Fortbestehen zurückblicken.

Für den Ersten Vorsitzenden Bruno Hensel, Schatzmeister Friedrich-Wilhelm Schäfer und Zoo-Direktor Arne Lawrenz konzentrierte sich der Blick zunächst auf das vergangene Jahr. Im Mittelpunkt standen 2014 drei Projekte: die Bonobo-Außenanlage, die Wolf-Bären-Anlage und das Zoo-Restaurant Okavango, an deren Erstellung in allen drei Fällen der Zoo-Verein kräftig beteiligt war.

Über 400.000 Euro flossen so im vergangenen Jahr in das Gelände an der Hubertusallee. Neben dem sichtbaren wurden jedoch auch die Forschung sowie der Natur- und Artenschutz unterstützt. Damit liegt der Wuppertaler Verein im europäischen Vergleich zu anderen Fördervereinen weit vorne: Nach Hensels Angabe habe theoretisch jedes Vereinsmitglied seit dem Jahr 2000 fast 4.000 Euro in den Zoo investiert.

Im laufenden Jahr steht – natürlich – wieder ein neues großes Projekt auf dem Programm der Unterstützer: Neben der Weiterentwicklung des Carl-Fuhlrott-Campus‘ wird die Haltung und Präsentation der Aras und Flamingos unter dem Namen „Aralandia“ einen weiteren Baustein zum Grünen Zoo 2020 bilden.

Der Campus soll in den alten Zoo-Festsälen von 1881 entstehen, die derzeit saniert werden. Dabei wird das Haus näher an den Zoo rücken, indem dort die Veterinärmedizin, die Zoo-Pädagogik und ein neues Aquarium sowie Terrarium angesiedelt werden. Dem Ziel, auch ein Veterinärmedizinisches Zentrum in den Räumen zu etablieren, ist Lawrenz ebenfalls ein Stück weit näher gekommen: So wurde das Zentrum bereits als Ausbildungsstätte für die Fachtierarztausbildung nach ACZM- und ECZM-Standard – als erster Zoo in Deutschland und als dritter in Europa (nach Zürich und Kopenhagen) – zugelassen. Ersteres ist das Zertifikat nach dem American College of Zoological Medicine, Letzteres das entsprechende europäische Zertifikat.

Der Zoodirektor, selbst Tierarzt, legt dabei besonderen Wert auf Transparenz und Einsehbarkeit, indem Besucher zum Beispiel die Möglichkeit für einen Blick hinter die Kulissen bekommen sollen. In diesem Sinne soll das Zentrum auch zum Ansprechpartner für Zoo- und Wildtierkrankheiten werden, und zwar nicht nur für die Fachwelt, sondern auch für Politik und Gesellschaft.

Die Zoopädagogik soll sich noch mehr für alle Altersklassen und Bevölkerungsschichten öffnen und mit anderen Institutionen, etwa der Umweltbildung, kooperieren. Passend dazu soll das Aquarium und Terrarium die Wupper in den Mittelpunkt stellen. Am Beispiel dieses Ökosys-tems könnten die Besucher für den Arten- und Naturschutz sensibilisiert werden.

Das Gebäudemanagement der Stadt Wuppertal, dem die Zoo-Säle an der Hubertusallee gehören, hat das Berliner Architekturbüro Dan Pearlman beauftragt, eine Konzeptstudie zu erstellen, die die bisherigen Ideen der Zooleitung mit aufnehmen sollte. Das Büro hat bereits für den Tierpark Hellabrunn in München (eine Giraffensavanne), für den Zoo Köln (Clemens-hof und eine Gastronomie) sowie für den Zoo Hannover („Yukon Bay“ für den Themenbereich Alaska sowie „Sambesi“ als Beispiel für Afrika) gearbeitet. Intention in Wuppertal ist es, schon den Eingangsbereich des Zoos attraktiv und spannend zu gestalten. Dieser Carl-Fuhlrott-Campus kam bei der Präsentation gut an – mit der Finanzierung wird es jedoch schwieriger. Bis 2020 gibt sich der Zoo für die Umsetzung deshalb Zeit.

„Aralandia“

Geplant ist für den neuen Eingang des Zoos daneben eine riesige, begehbare Freiluftvoliere, in der sich die Besucher zwischen den Tieren hindurch bewegen können. Daran angeschlossen werden soll eine Zuchtstation für bedrohte Aras, in deren Fokus unter anderem die seltenen Lear- und Hyazinth-Aras stehen sollen. Zoo wie Zoo-Verein kooperieren dabei mit der Loro Parc Fundation auf Teneriffa. Die Stiftung wurde 1994 gegründet, um weltweit Artenschutzprogramme für Papageien und Meeressäuger zu unterstützen. Auf Teneriffa besteht zudem eine eigene Zuchtstation.

„Aralandia“ ist im Bereich der heutigen Anlagen für Aras und Flamingos geplant, die Zuchtstation im Bereich des heutigen Rosengartens. Angedacht ist, ein Stück brasilianischen Lebensraum zu schaffen, denn die Gestaltung soll sich an den Lebensräumen der Lear- und Hyazinth-Aras in der Halbwüste Caatinga und dem Binnenfeuchtgebiet Pantanal orientieren. Ein Rundweg wird die Besucher vorbei an Wasserfällen, einem Flusslauf und einer künstlichen Lehmwand führen. Überlegt werde derzeit noch, ob man dort auch andere Vögel, Säugetiere und Reptilien ansiedeln kann, heißt es beim Zoo-Verein.

Rundbögen bilden dabei die Tragekonstruktion eines Stahlnetzes, damit die Vögel zwar frei fliegen, nicht jedoch fortfliegen können. So etwas ähnliches kennt man in Wuppertal schon von der Freianlage der Bonobos, die im letzten Jahr eröffnet wurde. Eine maximale Höhe von bis zu zehn Metern soll so erreicht werden – und zwar ohne störende Stützen.

Zeichnung: Dan Pearlman Erlebnisarchitektur

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