Die Situation ist absurd: Der Flüchtling und Schuster Dragomir hat keine Papiere, darf aber als Untermieter unter dem Tisch der Übersetzerin Florence leben, um dort den Winter zu verbringen. So in etwa lässt sich der Inhalt des Stücks „Winter unterm Tisch“ grob zusammenfassen, das Schirin Khodadadian für die Wuppertaler Bühnen inszeniert hat. Das Erstaunliche: Beide nehmen die Situation als völlig selbstverständlich an – und entwickeln eine besondere Beziehung zueinander. Aber: Ihre Freundin und ihr Verleger, der ebenfalls ein Auge auf Florence geworfen hat, sehen in Dragomir ein Problem beziehungsweise eine Bedrohung und beginnen eine Intrige. Doch wie kommt man auf die Idee für so ein Theaterstück? Der Autor Roland Topor wurde 1938 als Sohn polnisch-jüdischer Emigranten geboren. Die Situation von Flüchtlingen, Einwanderern oder auch Asylsuchenden kennt er also aus eigener Erfahrung. Hinzu kommt die bis heute existierende Wohnungsnot in vielen Großstädten, die eine Untervermietung – wenn auch nicht unter einem Tisch – möglich und nötig macht. Das Bizarre, Groteske und Albtraumhafte gehört jedoch zu Topors Markenzeichen. Er starb 1997 in Paris. Im Wuppertaler Theater am Engelsgarten wird das Stück am 10. Oktober 2019 wieder aufgenommen. Weitere Termine sind am 13. und 19. Oktober, am 2. und 10. November sowie am 3. und 24. Januar 2020.

Foto: Wuppertaler Bühnen/Uwe Schinkel