Es sind unruhige Zeiten: Kaum sind die Schockwellen aus Paris ein wenig verebbt, kommen neue Horrornachrichten aus Kopenhagen, wo es wieder einen islamistischen Anschlag, wieder Tote gab. Da ist es ein gutes Zeichen, dass sich Remscheid und Solingen derzeit darum bemühen, Städtepartnerschaften in der Türkei zu etablieren. In Zeiten knapper Haushaltskassen ist das nicht ganz einfach und vielleicht deswegen um so bedeutender.

Das Aufeinanderzugehen ist unter anderem deshalb so wichtig, weil in der jüngsten Umfrage der Bertelsmann-Stiftung herauskam, dass viele Deutsche Angst vor dem Islam haben. Die Gründe dafür liegen eindeutig darin, dass man sich eben nicht kennt. Dabei sind die Städte in Sachen Zuwanderung gerade besonders gefragt, weil immer mehr Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan und anderen Staaten mit bürgerkriegsähnlichen Verhältnissen zu uns kommen. Wird jetzt keine offene Willkommenskultur begründet, haben die Probleme vor Ort noch gar nicht richtig angefangen.

Aber darüber sollte man nicht die Partnerstädte in Israel vergessen, um die es in letzter Zeit eher still geworden ist. Während Europa angesichts der Anschläge ein Stück weit zusammengerückt ist, was durch die Ukraine-Krise noch verstärkt wird, schiebt das den Nahen Osten außerhalb der IS-Kämpfe in den Hintergrund.

Doch auch für die israelischen Partnerstädte Beer Sheva (Wuppertal) und Ness Ziona (Solingen) gilt, was für alle Kooperationen in diesem Sinne festzustellen ist: Wer sich kennt, hat keinen Grund für Vorurteile.

Dabei sollte man zudem nicht vergessen, dass weder die Muslime im bergischen Städtedreieck noch die hier lebenden Juden mit den Menschen – und noch weniger mit deren Regierungen – in der Türkei, Israel oder sonstwo in einen Topf geworfen werden dürfen. Wer hier lebt, befasst sich eher mit der Schließung der Schule oder des Hallenbades vor Ort als mit der Politik in Israel oder der Türkei – die für viele noch nicht einmal das Herkunftsland sind. Die hier Lebenden für etwas in Haftung zu nehmen, was an ganz anderer Stelle passiert, ist weder fair noch nachvollziehbar.