Das bergische Städtedreieck ist vor allem eine Wirtschaftsregion, die sich über traditionelle Firmen, die mitunter schon über 100 Jahre und länger auf dem Markt sind, definiert. Das ist schon deshalb gut, weil damit gezeigt wird, dass die Menschen in der Region sich weder durch Kriege noch durch Finanzkrisen und Umbrüche haben unterkriegen lassen. Und so gibt es die meisten heute noch, weil sie sich immer wieder an neue Begebenheiten angepasst haben.

Da ist zum Beispiel das Remscheider Unternehmen Vaillant, das schon länger energieeffiziente Geräte und solche mit Erneuerbaren Energien entwickelt hat, die sich heute als die Wachstumsgaranten zeigen. Lesen Sie mehr dazu ab Seite 10.

Da ist aber auch der riesige Tanker Vorwerk in Wuppertal, dessen Beirat heute noch mehrheitlich aus Mitgliedern der Familie Mittelsten Scheid besteht. Zwar haben die Wuppertaler wie jedes große Unternehmen eine eigene Abteilung für Forschung und Entwicklung, aber Tanker sind halt nicht immer so wendig, wie kleine Boote. Deshalb hat das Unternehmen 2007 angefangen, sich an neu gegründeten Unternehmen zu beteiligen. Die bekommen das nötige Geld, um die eigene Idee umzusetzen, Vorwerk profitiert aber auch, denn die Ideen mitsamt ihren Vermarktungsstrategien (überwiegend im Internet) können am Praxisbeispiel begutachtet werden.

Zu den Beteiligungen, die vor allem jüngeren Menschen bekannt sind, gehört zum Beispiel „Hello Fresh“, die sogenannte Kochkisten mit portionierten Zutaten und den passenden Rezepten liefern, die wahlweise mit und ohne Fleisch, für zwei oder vier Personen, für drei oder fünf Tage in der Woche angeliefert werden. Davon hat sich Vorwerk sicherlich einiges für den Thermomix abschauen können.

Aber die Wuppertaler zeigen auch ein gutes Näschen für die kommenden Entwicklungen. So gehört zu den neuesten Beteiligungen ein Unternehmen, das Nutzerdaten generiert. Was das mit Vorwerk zu tun hat? Viel – und mit allen anderen bergischen Unternehmen auch. Denn mit dem nächsten Strukturwandel, der ganz sicher kommen wird, gehören Nutzerdaten mit zum Kostbarsten, was Unternehmen haben werden. Wie man an sie rankommt, will Vorwerk nun über „CrossEngage“ lernen, deren Geschäftsmodell es ist, herauszufinden welcher Nutzer welche Werbung über welchen Kanal bekommen sollte.

Mit anderen Worten: Die Geschäftsidee, junge Unternehmen zu unterstützen und von ihren Ideen zu lernen, sollten sich auch andere nicht mehr ganz so agile Unternehmen im Städtedreieck zunutze machen. Davon haben alle etwas, denn am Ende bleiben nicht nur Arbeitsplätze erhalten, sondern es kommen vielleicht noch ein paar neue hinzu.

Silke Nasemann