Demnächst in diesem Universum

Das Solinger Galileum ist ein Paradebeispiel dafür, wie ein einziges Bauprojekt einen ganzen Stadtteil verändern kann

Ein kleiner Verein mit gerade einmal 120 Mitgliedern schafft in rein ehrenamtlicher Arbeit den Anschub für die Sanierung eines über Jahrzehnte vernachlässigten Viertels zwischen Güterbahnhof und ehemaligem Gaswerk. Dabei hatte alles als ein Wunschbild, eine Utopie angefangen.

Die Solinger Walter-Horn-Gesellschaft e.V. betreibt eine kleine Volkssternwarte, die der Vereinsgründer Walter Horn in den 1920er Jahren mit Unterstützung Freiwilliger errichtet hatte. Frank Lungenstraß, Jahrgang 1960, stieß 1979 dazu. „Wir fassten den Beschluss, ein Planetarium zu bauen“, erinnert sich der promovierte Naturwissenschaftler heute. „Anfangs wurden wir von allen belächelt.“

Denn die kleine Hütte mit der drehbaren Kuppel an der Sternstraße war viel zu klein für das Publikum. So wurde 1992 zunächst die Sternwarte am bisherigen Standort beträchtlich erweitert. Allerdings blieb der Platz begrenzt und auch der Standort mitten in einem Wohnviertel ist eher ungünstig für astronomische Beobachtungen.

Doch die Projektentwürfe, die der Verein ab 2007 für ein neues Planetarium präsentierte, stießen zunächst auf Ablehnung: keine Chance für eine öffentliche Förderung. Die Sache schien aussichtslos – bis im Jahr 2009 der Solinger Denkmalpfleger anrief.

Es ging um einen kugelförmigen Gasbehälter, den die Stadtwerke abreißen wollten. Ob man daraus nicht ein Planetarium machen könnte? Lungenstraß erinnert sich: „Wir hatten schon zwei Entwürfe in den Sand gesetzt. Noch einmal Geld zu verbrennen, das schien uns aussichtslos.“

Die Vereinsmitglieder ließen sich aber überreden, die Idee von der Bezirksregierung unverbindlich prüfen zu lassen. Und da gab es unerwartet Unterstützung: Die zuständige Dezernentin unternahm einen Spaziergang rund um das Objekt und teilte mit: An dieser Stelle gibt es zumindest keine formalen Hindernisse für eine öffentliche Förderung. An eine tatsächliche Förderzusage wagte aber niemand im Verein damals zu denken.

Dann nahm das Projekt plötzlich Fahrt auf. Lungenstraß und seine Vereinskollegen trieben erste Sponsoren auf, die bereit waren, einen Architekten-Wettbewerb zu finanzieren. Vereinspräsident Guido Steinmüller und seine Aktiven zogen alle Register des Fundraisings: Es gab Präsentationen, Prospekte, Aktionen. Man kann zudem Stuhlpatenschaften im künftigen Weltraumkino erwerben oder einen virtuellen Stern kaufen.

Mittlerweile ist das Galileum Realität. Neben dem kugelförmigen Gasbehälter, der die Kuppel des künstlichen Sternenhimmels aufnehmen soll, steht der trapezförmige Rohbau für den übrigen Platzbedarf, denn immerhin wird das Galileum Solingen deutlich mehr bieten als nur „irgendwas mit Sternen“. Aber eine neue Sternwarte auf dem siebten Stockwerk gehört natürlich auch dazu.

Die Baukosten von rund 6,5 Millionen Euro trägt zu 80 Prozent das Land. Den Rest und die gesamte Technik des Planetariums muss der Verein finanzieren, rund 2,5 Millionen Euro. Lungenstraß ist zuversichtlich: „Das kriegen wir gestemmt.“

Ruth Hoffmann

Foto: Walter-Horn-Gesellschaft/ Norman Schwarz

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