Aus einer anderen Welt

Der Wuppertaler Arber Shabanaj hat gleich zwei Bücher veröffentlicht – es sind Geschichten und Lyrik wie aus einer anderen Welt

Mit „Schuhe der Scham“ und „Exkursion der Lyrik“ hat der in Jugoslawien geborene Kosovo-Albaner gleich zwei Taschenbücher veröffentlicht. Die Geschichten im ersten Band sind vordergründig erst einmal durch versteckte Armut, heimliche Seitensprünge und Alkohol geprägt, zeigen eher Probleme als Schönes. Daneben geht vor allem um jene, die schreiben und lehren, aber dafür kein oder nur wenig Geld haben. Immer spürt man, dass der Autor und Erzähler gerne in einer gerechteren Welt leben würde, in der man füreinander einsteht.

Manchmal sind die Geschichten jedoch etwas umständlich, sowohl sprachlich als auch inhaltlich. So ist nicht immer ganz klar, was gemeint ist beziehungsweise was erzählt werden soll. Dabei ist Shabanajs Sprache charmant altmodisch, vielleicht auch weil die Geschichten zum Teil im Kosovo spielen. Und selbst, wenn Wuppertal als Ort des Geschehens angedeutet wird, vergisst man das schnell und wähnt sich wieder in einem fernen Dorf.

Insgesamt hat das Taschenbuch acht Geschichten, die knapp über 100 Seiten füllen. Hinzu kommt ein kurzes Porträt über den Autor, das seine Sichtweise verständlicher macht. Shabanaj wurde 1970 im Kosovo geboren, wo es die albanisch-stämmige Minderheit schwer hatte – und auch weiterhin schwer hat. Dennoch konnte er Jura studieren, auch, weil sein Vater, ein Lehrer und Schulleiter, zu den ersten gehörte, die weiterführende Schulen und Universitäten besuchen durften. Schon auf dem Gymnasium hat sich Arber Shabanaj mit Poesie beschäftigt. 1985 ist sein erster Gedichtband erschienen.

1991 wurde Shabanaj von jugoslawischen Sicherheitskräften überfallen und misshandelt. Auch sein Vater wurde verletzt. Deshalb ist er nach Deutschland gegangen. Erst viele Jahre später, 2006, wurden seine Abschlüsse anerkannt. Heute schreibt er wieder – und zwar auf deutsch.

Parallel zu „Schuhe der Scham“ ist ein Gedichtband mit dem Titel „Exkursion der Lyrik“ erschienen. Darin sind Gedichte der letzten 30 Jahre zusammengefasst. Sie sind jeweils mit dem Entstehungsjahr gekennzeichnet, was zum Verständnis sehr hilfreich ist, auch weil man so weiß, wo die Gedichte entstanden sind.

Shabanaj setzt sich in den Gedichten oftmals mit sich als Poeten auseinander. Die frühen Gedichte behandeln vor allem das Thema Liebe. Aber auch der Krieg in Jugoslawien und die Unterdrückung der Kosovo-Albaner finden in Anspielungen Raum.

Silke Nasemann

Foto: Silke Nasemann

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