In diesem Heft liegt der Schwerpunkt auf zwei Städtepartnerschaften: zwischen Remscheid und dem ostdeutschen Pirna sowie zwischen Wuppertal und dem slowakischen Kosice. Das hat sich ein bisschen durch Zufall ergeben, weil im gleichen Zeitraum Rudolf Schuster, ehemaliger Staatspräsident der Slowakei, in Wuppertal weilte und unsere Autorin Gisela Schmoeckel einen Besuch von Kunstinteressierten nach Pirna begleitete.

Das sind grundverschiedene Anlässe, doch sie zeigen beide, wie wichtig der Kontakt zu anderen Städten und der Austausch der Menschen ist – gerade in Zeiten, in denen der Nationalismus immer mehr zunimmt. Das betonte Schuster bei seinem Besuch in der Bergischen Universität – mit dem Verweis darauf, dass ein Austritt aus der EU keine Option sein dürfe.

Ein Problem der antieuropäischen Stimmen sei, dass Nachwuchskräfte in der Politik den Kommunismus nicht mehr selbst erlebt hätten. Zudem fehle ihnen die Erfahrung, wie schwierig es war, den demokratischen Weg einzuschlagen. Viele würden zudem nur die Unterschiede sehen, statt das, was sich zum Positiven verändert hätte.

Genau das ist auch der Eindruck, den Gisela Schmoeckel von Pirna mitgebracht hat. Auch dort würden viele auf die noch immer bestehenden Unterschiede sehen, aber nicht, wie wunderschön ihre Stadt wieder hergerichtet worden sei. So habe sie sich auch 30 Jahre nach dem Fall der Mauer immer noch als „Wessi“ (behandelt) gefühlt.

Es wird nie unwichtig werden, Menschen aus anderen Städten kennenzulernen. Wenn sich aber immer mehr um die eigene Welt zu drehen scheint, wird es noch wichtiger, diese Sichtweise zu durchbrechen. Das gilt auch für die bergischen Partnerstädte in England in Zeiten des Brexit. Also: Fahren Sie in die Partnerstädte oder lernen sie die Mitglieder der Fördervereine kennen. Das ist vor allem bei den „Exoten“ spannend, etwa bei der Solinger Partnerstadt Thiès im Senegal, in die man nicht so schnell reisen kann.

Silke Nasemann