Letztens bei einer Pressekonferenz: Dort wurden die anwesenden Journalisten über Neuerungen eines Unternehmens informiert, das sich neben vielen löblichen Werten auch die Transparenz und Offenheit auf die Fahnen geschrieben hat. Das ist gut und wichtig, denn in Zeiten „alternativer Wahrheiten“ kann Transparenz mitunter einer der wichtigen Faktoren sein, warum man gerade dort eine Dienstleistung in Anspruch nehmen möchte.

Doch in der Realität war die Transparenz und Offenheit dann doch recht weit entfernt. Denn ein Standort soll gegen einen anderen ausgetauscht werden. Das ist in diesem Fall eine gute Idee, weil der neue Standort mitten in der Innenstadt liegt, der alte aber etwas abseits – ohne große Laufkundschaft.

Doch auf die Frage eines Kollegen, ob der alte Standort dann geschlossen werde, begann das „Herumgeeiere“. Anders kann ich das leider nicht nennen. Denn das wurde nicht klar und einfach mit ja beantwortet, sondern da wurde von Verlagerung, Umzug, Zusammenlegung und ähnlichem gesprochen. Und das obwohl jedem klar war, dass der alte Standort tatsächlich seine Türen schließen wird.

Was veranlasst Unternehmen, solche Tatsachen, zumal sie ja noch nicht einmal verwerflich oder zum Schaden der Kunden sind, nicht klar aussprechen zu können? Von wem werden sie beraten, so um den heißen Brei zu reden? Was glauben sie, damit zu erreichen?

Mich erinnert das eher an Politiker, die nach den Wahlen alle gewonnen haben, auch wenn sie deutlich an Zuspruch verloren haben. Und auch dann kann sich doch jeder, der Zahlen lesen kann, sein eigenes Bild machen. Wurde eine Niederlage zugegeben, nimmt man das ohne großes Nachfragen hin. Wird etwas schöngeredet, horcht man auf, ist irritiert und zweifelt an der Glaubwürdigkeit.

Und noch einmal: Bei dieser Pressekonferenz und der Schließung zugunsten eines besseren Standortes, für den auch kein Mitarbeiter entlassen werden muss, bedarf es keiner „Aufhübschung“ der Tatsachen. Ich kann das nicht verstehen. Aber vielleicht können Sie mir das ja erklären….

Silke Nasemann