In diesem Jahr wird eine Art Jubiläum der Genossenschaftsidee gefeiert, denn einer der Erfinder, Friedrich Wilhelm Raiffeisen, wurde vor 200 Jahren geboren. Seine Idee entstand bei einer Hungersnot. Er sammelte Geld von Bessergestellten für Bauern, die sich damit Saatgut kaufen konnten. Bei der Ernte sollten sie das Geld zurückzahlen. Später erkannte Raiffeisen, dass es noch besser geht, wenn die Bauern selbst ihre Anteile aufbringen – entweder um zu sparen, Saatgut zu kaufen oder aber in Maschinen zu investieren. Das war dann eine der Geburtsstunden des Genossenschaftsgedankens, bei dem viele für eine Sache einstehen, aber auch selbst die Ernte einfahren, um im Bild der Landwirtschaft zu bleiben. Viele weitere parallele Entwicklungen sorgten dafür, dass Genossenschaften bis heute Bestand haben.

Eine der älteren dürften die Volksbanken sein, eine jüngere ist die Waldgenossenschaft Remscheid, aber auch Energiegenossenschaften, die sich für Erneuerbare Energien einsetzen, finden immer mehr Zuspruch. Das liegt daran, dass Geld dort – in zinslosen Zeiten – gut investiert ist, aber es ist für viele auch eine Alternative zu etablierten Systemen, die inzwischen oft mehr negative als positive Eindrücke hinterlassen. Schlagworte sind Boni in schwindelerregenden Höhen, Korruption, Eingriffe in Wahlkämpfe und vieles mehr.

Da ist es eine charmante Idee, dass es etwas gibt, was seit 200 Jahren gut funktioniert hat. Denn ein wesentlicher Punkt der genossenschaftlichen Idee ist, dass auch ein sozialer Aspekt berücksichtigt wird. Das kann am Beispiel der Waldgenossenschaft Remscheid schön aufgezeigt werden: Die Investoren bekommen eine Rendite, die Remscheider mehr Wald und damit Lebensqualität. Warum es diese Wald-Idee bisher nur einmal in Deutschland gibt, ist deshalb kaum zu verstehen. Aber mit Blick auf das Raiffeisen-Jubiläum bekommen die Genossenschaften vielleicht noch ein bisschen mehr Aufwind.

Silke Nasemann