Urbane Reallabore

Am 18. Februar 2019 hat das Wuppertal-Institut einmal mehr zum „Wuppertal-Lunch“ nach Berlin eingeladen

Der „Wuppertal-Lunch“ stand diesmal unter dem Thema „Urbane Zukunftskunst: Zukunft der Forschung in urbanen Reallaboren“, erklärt von Präsident Uwe Schneidewind. Urbane Reallabore kann man dabei mit Städten, Stadtteilen und Quartieren übersetzen, die mit Formen der Mobilität, der Energieversorgung und anderen Dingen experimentieren – und zwar gemeinsam mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern und im politischen, sozialen und gesellschaftlichen Kontext.

So könne man Erfahrungen sammeln und Chancen und Risiken erkennen – und regulatorische Antworten finden, denn bisher gab es eher beobachtungs- und modellgestützte Ansätze. So Schneidewind. Oder einfacher gesagt: Was in der Wissenschaft im Labor passiert, wird im Reallabor auf gesellschaftliche und politische Prozesse übertragen, die im „wahren Leben“ analysiert werden.

Dabei ist die Idee der städtischen Reallabore nicht neu: 1929 hat der us-amerikanische Soziologe Robert E. Park in Chicago „grundlegende Bezugsrahmen insbesondere zur experimentellen Untersuchung von sozialen Veränderungsprozessen in Städten geschaffen“, berichtet Schneidewind 2014 in „pnd online“, einem Magazin zur Entwicklung von Stadt und Region (www.planung-neu-denken.de).

Städte sind aufgrund ihrer Größe noch beherrschbar, wenn es darum geht, Themen wie Energie- und Wärmeversorgung, Ernährung, Bereitstellung von Mobilität sowie Bildung und Kultur – die ja gerade dort stattfinden – zu beobachten. Zudem seien Städte ohnehin ein „sozialer Experimentierraum“, wie es in dem Bericht weiter heißt. Denn dort fänden die Veränderungen ohnehin statt.

Vor allem die Einrichtung von Reallaboren in Quartieren sei von Vorteil, weil sie bereits ein hohes Maß an städte-übergreifender Vergleichbarkeit hätten, aber inhaltlich überschaubar seien. Geht es jedoch um größere Zusammenhänge, zum Beispiel um die Verkehrsinfrastruktur, mache es Sinn, die gesamte Stadt als Reallabor zu betrachten.

Inzwischen gibt es dafür auch Förderprogramme wie den Zukunfts-Wettbewerb des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Beim Mittagessen wurden Einblicke in laufende Projekte gegeben und über Zukunftsperspektiven nachhaltiger Stadtentwicklung – auch für Wuppertal – diskutiert.

Einen Blick auf internationale Reallabore gab der Architekt und Stadtforscher Philipp Misselwitz. Im Anschluss wurde unter anderem darüber diskutiert, auf welche Stadt man im Sinne der Reallabore schauen müsse und wie man die einzelnen besser miteinander vernetzen könne, um gegenseitig aus Erfahrungen lernen zu können. Moderiert wurde die Veranstaltung von Oliver Lah, Leiter des Forschungsbereichs Mobilität und internationale Kooperationen am Wuppertal-Institut.

Foto: Uwe E. Schoebler