Wo stehen wir?

Wuppertal, Solingen und Remscheid kooperieren schon in vielen Bereichen – mal mehr mal weniger erfolgreich

Es gibt bereits die Bergische Volkshochschule, nicht dabei ist allerdings Remscheid. Es gibt den Bergischen Handball-Club und die Bergischen Volleys, nicht dabei ist jedoch ein Sportverein aus Remscheid. Es gibt seit dem Sommer 2017 aber auch die Volksbank im Bergischen Land, hervorgegangen aus den Volksbanken in Remscheid-Solingen und der Wuppertaler Credit- und Volksbank. Und nicht zuletzt gibt es natürlich auch die Bergische Universität mit An-Instituten in allen drei Städten. Aber: Es ist noch viel Luft nach oben.

Das zu ändern ist seit zwei Jahren Aufgabe der Bergischen Struktur- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft. Nun sieht sie den Zeitpunkt gekommen, einen Leitbildprozess zu starten, der die regionale Zusammenarbeit strukturieren soll. Dahinter steht die Idee, durch eine verstärkte Zusammenarbeit nicht nur wirtschaftlichen Erfolg zu haben, sondern auch mehr Lebensqualität zu erreichen – und zwar mit gemeinsamen Projekten und Maßnahmen.

Den Leitbild-Entwurf hat Uni-Rektor Lambert T. Koch (siehe Foto rechts) geschrieben, der zugleich Vorsitzender des Beirates der Bergischen Gesellschaft ist. Als größte Gemeinsamkeit der drei Städte sieht er die Entwicklungsdynamik, den Erfindergeist und die Problemlösungskompetenz der bergischen Menschen. Schon immer habe es in der Region Tüftler, Erfinder, Kulturschaffende und Mäzene gegeben – daran gelte es, anzuknüpfen.

Die Menschen will Koch dann auch in den Mittelpunkt der Entwicklungsstrategie stellen. Das fängt damit an, jungen Menschen im Städtedreieck eine gute Ausbildung zu bieten. Gleichzeitig fordert er die Unternehmer auf, mehr auf die Universität, Akademien und Fachhochschulen zuzugehen. Dazu gehöre auch der frühe Kontakt zu den Studierenden. So könne etwas gegen den Fachkräftemangel getan, junge Menschen in der Region gehalten und die Wirtschaft gestärkt werden. Den Kontakt sollte man zudem zu Forschungsinstituten wie dem Wuppertal-Institut suchen. Könnten davon noch mehr in die Region gelockt werden, wäre das natürlich ebenfalls ein großes Plus.

Um eigenen Nachwuchs zu haben, wird in dem Leitbild Chancen- und Bildungsgerechtigkeit für alle Kinder und Jugendlichen gefordert, indem ihnen der Übergang zu geeigneten Einrichtungen einfach gemacht wird. Bestes Beispiel, wie das gehen kann, sei die Junior-Uni. Aber es müsse auch mehr Zusammenarbeit in der Kinder- und Jugendhilfe geben. Zudem müsse in den Ausbau von Kindertageseinrichtungen investiert werden, um Familien aus der Rheinschiene ins Städtedreieck locken zu können.

Die Region kann nach Kochs Ansicht jedoch nur dann wirklich gut sein, wenn die Bewohner stolz auf sie sind. Denn dann können sie das Bild auch erst nach außen tragen beziehungsweise Gäste und Touristen überzeugen. Das könne man erreichen, indem man zum Beispiel den Austausch zwischen den Menschen (vor allem zwischen den Städten) intensiviere. Unter dem Motto „die Zukunft selbst in die Hand nehmen“, soll zu bürgerschaftlichem Engagement und selbstständigem Handeln ermutigt werden. Dazu gehört auch, Netzwerke zu bilden, die zum Beispiel vor der Vereinsamung im Alter schützen können.

Netzwerke sind auch in wirtschaftlicher Sicht wichtig. Dabei solle weiter an bereits bestehende angeknüpft werden, die in den Bereichen Automotive und Mobilität, Maschinenbau, Schneidwaren, Werkzeuge, Pharma und Chemie, Gesundheit sowie Event bestehen. Das Bildungssystem, vor allem im Bereich Weiterbildung, sollte sich danach ebenfalls ausrichten.

Doch warum ist die Zusammenarbeit so wichtig? Eine gewisse regionale Stärke sei einfach wichtig, um im Wettbewerb der Regionen sichtbar zu sein. Zudem sei sie wichtig, um die Region voranzubringen, betont Solingens Oberbürgermeister Tim Kurzbach (auf dem Foto links), zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der Bergischen Gesellschaft. Im Frühjahr dieses Jahres sollen erste Maßnahmen definiert werden.

Foto: Maren Wagner