Die Vergangenheit

Vor 85 Jahren wurde der Wupperverband gegründet

Eigentlich ist es das Inkrafttreten eines Gesetzes, das gefeiert wird: Am 8. Januar 1930 trat das Wuppergesetz in Kraft – doch genau daraus resultiert die Geburtsstunde des Wupperverbandes, der sich seit nunmehr 85 Jahren um die Wupper und ihre Nebenflüsse in einem 813 Quadratkilometer großen Gebiet mit einem 2.300 Kilometer langen Gewässernetz kümmert.

Auch wenn sich in 85 Jahren viel verändert hat, sind die Hauptaufgaben bis heute die gleichen geblieben: Es geht um die Verbesserung der Wasserqualität in den Flüssen und um den Hochwasserschutz. Die Ausgangspunkte sind jedoch völlig andere, erklärt Georg Wulf, heutiger Vorstandsvorsitzender des Wupperverbandes: „Die Wupper war kein Fluss mehr, sondern nur noch eine Kloake. Die schlechte Wasserqualität brachte Epidemien in der Bevölkerung mit sich.“

Doch die Entwicklung dahin verlief ebenso schleichend, wie die Wende lange auf sich warten ließ: Die Wupper und ihre Nebengewässer wurden schon immer von den Menschen genutzt, zum Beispiel um ihre Mühlen, Hämmer und Schleifkotten anzutreiben oder auch Garn zu bleichen. Das hatte zwar keine Auswirkung auf die Wasserqualität, aber das, was sich daraus entwickelte: So folgten den Hämmern und Kotten die metallverarbeitenden und Maschinenbaubetriebe, den Garnbleichern die Spinnereien, Webereien und Färbereien.

Vor allem Letztere und diese in Wupperabschnitten mit viel Industrie sorgten dafür, dass Wulf in der Rückschau nicht mehr von einem Fluss, sondern einer Kloake spricht: Der Fluss war tot, färbte sich regelmäßig bis hin zu einem tiefen Rot und stank bei wärmeren Temperaturen zum Himmel. 1830 soll dort nach Angabe des Wupperverbandes der letzte Lachs gesichtet worden sein.

Dennoch dauerte es noch 100 Jahre, bis die Gründung des Verbandes eine deutliche Verbesserung in Aussicht stellte. Und es ist im Verhältnis dazu auch noch nicht so lange her, dass ein Lachs in der Wupper gesichtet wurde: In den 1990er Jahren wurden die ersten Lachse als Brutlinge in der Wupper ausgesetzt und kamen tatsächlich als ausgewachsene Fische aus dem Atlantik zu ihren Brutstätten im Bergischen zurück.

Mit Beginn der 1890er Jahre entstanden die ersten Trinkwassertalsperren, 1896 wurde die Genossenschaft zur Errichtung von Thalsperren für Brauchwasser gegründet. Und ab 1916 gab es dann auch die ersten Ideen, wie man darüber hinaus der Gewässerverschmutzung Herr werden könne. Das bereits 1906 errichtete Klärwerk Buchenhofen konnte das alleine nicht leisten.

Mit der Gründung des Wupperverbandes gingen zwei Jahre später die Anlagen der Genossenschaft an den Verband, sie selbst wurde aufgelöst. Weitere vier Jahre später wurde Buchenhofen erweitert und weitere Klärwerke in Remscheid-Lennep und Burscheid gebaut. Doch die Klärwerke Buchenhofen und Schwelm wurden im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt, was den Wupperverband bei seiner Arbeit ein deutliches Stück zurückwarf.

Die 1950er und 60er Jahre standen deshalb im Zeichen des Wiederaufbaus und Baus von Klärwerken. Dennoch änderte sich nichts an der Wasserqualität, weil sowohl die Industrie als auch die Bevölkerung vor allem zwischen Wuppertal und Leverkusen parallel dazu weiter wuchs.

Die Dhünn-Talsperre wurde 1962 eingeweiht und stellt (als Große Dhünn-Talsperre bis heute) die Trinkwasserversorgung für Solingen, Remscheid, Wermelskirchen und Burscheid sicher. Mit dem Ausbau zur Großen Dhünn-Talsperre wurde es auch möglich, zwei Trockenjahre zu überstehen – oder Düsseldorf zusätzlich mit Trinkwasser zu versorgen.

Als einen Meilenstein bezeichnet der Wupperverband in seiner Chronik die Eröffnung des Klärwerks Leverkusen 1971, das gemeinsam mit der Bayer AG betrieben wird. Und galt die Wupper in den 1970er Jahren allgemein noch als „fischfrei“, konnte sich in den 1980er Jahren bereits wieder ein kleiner Fischbestand etablieren.

Schutz vor Hochwasser

Ein weiteres drängendes Problem war damals der Hochwasserschutz, der heute (wieder) ein Thema ist, vor 85 Jahren aber ebenfalls unter anderen Bedingungen geleistet werden musste. Schon 1896 begann in Hückeswagen der Bau der Bever-Talsperre, die vom Wupperverband 1935 ausgebaut wurde, um den Hochwasserschutz weiter zu verbessern. Auch der Stausee Beyenburg wurde zum Hochwasserschutz gebaut, der 1954 in Betrieb genommen wurde. Der Bau der Wupper-Talsperre zwischen 1982 und 1987 wurde – im Verbund mit der Bever-Talsperre – zum wichtigsten Baustein im Kampf gegen das Hochwasser.

Nachdem die Gewässergüte und der Hochwasserschutz verbessert worden waren, hieß die Aufgabe des Wupperverbandes, die Durchgängigkeit des Flusses wiederherzustellen, die durch zahlreiche Wehre nicht mehr bestand. Dazu gehört zum Beispiel der Bau von sogenannten Fischaufstiegen, wie es sie vielfach bereits gibt, unter anderem in Buchenhofen oder auch Beyenburg. Daneben wurden immer dort, wo es möglich war und ist, Verrohrungen, künstliche Uferbefestigungen und andere Bauten entfernt, um die Gewässer naturnaher zu gestalten.

Außerdem stand und steht die Sanierung der zahlreichen Staumauern im Verbandsgebiet an, die inzwischen in die Jahre gekommen sind, sind doch einige weit älter als der Wupperverband selbst. Und auch die Klärwerke müssen an die heutigen Anforderungen angepasst werden, denn es geht schon lange nicht mehr nur darum, den sichtbaren Dreck herauszufiltern, sondern auch kleinste Bestandteile und Spurenstoffe wie zum Beispiel Medikamentenrückstände.

„Guter Zustand“

Der Wupperverband reguliert nach wie vor den Wasserabfluss in der Wupper bei Hochwasser und in Trockenzeiten – die sogenannte Niedrigwasseraufhöhung. Dafür stehen dem Verband insgesamt zwölf Talsperren (davon die Große Dhünn als Trinkwassertalsperre) zur Verfügung, wovon zwei im Auftrag der EWR GmbH in Remscheid betrieben werden. Hinzu kommen zahlreiche Regen- und Hochwasserrückhaltebecken. Im Laufe der Zeit kamen auch die Ermittlung von wasserwirtschaftlichen Grundlagen für das Verbandsgebiet hinzu, zu dem zum Beispiel die Niederschlagsdaten gehören.

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