Die Sommerferien haben gerade begonnen – eigentlich immer die Zeit, um schon einmal eine kleine Rückschau auf das erste Halbjahr zu machen. Doch das war so anders als alles, was wir bisher erlebt haben: Kinder und Jugendliche gingen so gut wie gar nicht in die Schule und mussten zu Hause lernen. Was sich erst einmal ganz einfach anhört, wird noch viele Nachwirkungen haben. Denn während einige mit breiter Unterstützung lernen konnten, waren die anderen mehr oder weniger auf sich allein gestellt, konnten nur mithilfe ihrer kleinen Handydisplays Aufgaben der Schule erarbeiten. Viele von uns – und ich schließe mich da ein – haben unterschätzt, wie schlecht es um die Digitalisierung in Schule und Privathaushalten wirklich steht.

Abgesehen vom zum Teil extrem schlechten Empfang dürften ebenso viele überrascht gewesen sein, wie gut es auf einmal funktioniert, wenn man nicht im Büro, in der Redaktion oder in der Behörde arbeitet, sondern von zu Hause aus. Wir sind zwar – mit gebührendem Abstand – immer in der Redaktion geblieben, haben aber durchaus den Wert von Videokonferenzen zu schätzen gelernt. Das ist nicht immer sinnvoll, kann aber eine echte Zeitersparnis und Arbeitserleichterung mit sich bringen.

Aus diesen Erkenntnissen sollten wir lernen – und dabei vor allem die in den Blick nehmen, die die Kontaktsperre am heftigsten getroffen hat: Die Künstlerinnen und Künstler, die Gastronomie, die Veranstaltungsbranche und viele mehr. Was muss man ändern, um flexibler handeln zu können? Neben einem schnellen Internet gehört für mich vor allem auch die Bereitschaft dazu, für Inhalte im Netz zu zahlen. Die Medienbranche kämpft schon lange darum, jetzt kommt die Kunst als Ganzes dazu, die viele, gehaltvolle, prachtvolle, kreative, unglaublich spannende Inhalte ins Netz gestellt hat, aber nur zaghaft versuchte, damit Geld – meist sogar nur als Spende – zu verdienen. Dass das selbstverständlich wird – dies sollten wir aus der Krise (ebenfalls) mitnehmen.

Silke Nasemann