Ein bisschen ist die Blockbuster-Ausstellung im Wuppertaler Von der Heydt-Museum auch eine winzigkleine Ohrfeige für die, die die gründlich vorbereitete Schau „Aufbruch zur Freiheit – Frankreich im 18. Jahrhundert“ abgesagt haben. Museumsdirektor Gerhard Finckh betonte zwar selbst, dass die viele Arbeit im Vorfeld eher geringere Kosten verursacht habe, die großen Posten wie Transport, Versicherungen und Werbung aber noch nicht angefallen seien.

Vielleicht war es deshalb richtig, die Reißleine aus Kostengründen zu ziehen, aber es ist bis April dieses Jahres schon viel Zeit und Herzblut in die Vorbereitung geflossen. Und genau das macht Finckh in der „Ersatzausstellung“ jetzt deutlich – obwohl es nur kleine, feine und leise Seitenhiebe sind.

Ausstellungsplakate und Infoblätter wurden zum Beispiel schon gedruckt, wie in einer Vitrine zu sehen ist. Daran erklärt Finckh, dass man bei großen Ausstellungen am besten zwei Jahre vorher auf Tourismus-Messen für diese wirbt, um in die Programme der Reiseveranstalter aufgenommen zu werden. Die Absage zieht also größere Kreise, als sich das so mancher denken mag. Wenn Finckh es auch noch so subtil gemacht hat: Auf Hintergründe hinzuweisen, die auf der anderen Seite der Absage stehen, finde ich nicht nur amüsant, sondern auch höchst wichtig.

Zudem hat es Stil, sich nicht beleidigt zurückzuziehen – schließlich sollte die Frankreich-Ausstellung die letzte große vor Finckhs Ruhestand werden –, sondern stattdessen den Ärger herunterzuschlucken, neu zu denken und etwas anderes anzubieten, was in dieser Form ebenso neu wie sehenswert ist.

Deshalb lautet meine Empfehlung für die kommenden Ferientage: Hingehen, staunen, schauen – und sich seine eigenen Gedanken machen. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen schöne Feiertage und einen guten Rutsch ins Jahr 2019. Dann werden Sie auch von uns wieder Neues lesen können.

Silke Nasemann