Mühsamer Alltag in Solingen

Das Stadtarchiv Solingen zeigt bis 2016 den Alltag im Krieg in der Klingenstadt

Das Stadtarchiv in der Solinger Gasstraße hat Platz gemacht für 16 große Informationstafeln, die das Leben in der Heimat in Zeiten des Ersten Weltkrieges beleuchten. Und so heißt die Ausstellung dann auch folgerichtig „1914/18 – Alltag in Solingen“.
Beherrschte den Alltag zunächst der allgemeine Kampfwille, so wurde er recht schnell von Hunger und Verzweiflung abgelöst. Denn an der sogenannten Heimatfront drehte sich ebenfalls (fast) alles nur noch um den Krieg – es wurde für ihn produziert, gesammelt, gestrickt und gebetet. Weil die Kosten für den Krieg ins Unermessliche wuchsen, veranlasste der damalige Solinger Oberbürgermeister August Dicke 1917 zum Beispiel, seine goldene Amtskette einzuschmelzen.
Auch die Pakete, die an die Front geschickt wurden, sparten sich die Solinger von der eigenen kargen Ernährung ab. Gegenmaßnahmen waren von der Stadt betriebene Bauernhöfe, eine Schafherde in Höhscheid und Kartoffelfelder in der Ohligser Heide.
Auch Lebensmittelkarten hielten Einzug, wobei die darauf angegebenen Mengen nicht unbedingt dem entsprachen, was man bekommen konnte. Im Alltag hieß dies oftmals, dass man vergeblich in der Schlange gestanden hatte und ohne Brot, Milch oder Kartoffeln wieder nach Hause gehen musste. Später folgten dann auch Bezugsscheine für Kleidung und ab dem 1. Juli 1917 ein absolutes Verbot für die Tischtuchbenutzung. Zwangsläufig kamen zudem Holzschuhe wieder in Mode, weil das Material für andere Schuhe fehlte.
Die andere Seite der Mobilmachung zeigt eine schnell sinkende Zahl der Arbeiter, während die Zahl der arbeitenden Frauen, die als Ersatz fungierten, ebenso sprunghaft anstieg. Die Solinger Industrie fertigte zum Beispiel Bajonette und Granaten. Daneben wurden Lazarette aufgebaut, in denen die an der Front Verwundeten gepflegt wurden. So wurde zum Beispiel im ersten Kriegsjahr das Krankenhaus Ohligs in der Virchowstraße zum Reservelazarett.
Die Informationstafeln sind mit Briefen, Bildern und Erkenntnissen, die aus privaten Nachlässen zusammengetragen wurden, bestückt. Zusammengenommen zeigen sie das Leben jenseits der Front, das für viele ähnlich dramatisch verlief wie die Schicksale auf den Schlachtfeldern. Dass war jedoch nicht von Anfang an so, wie auf den ersten Bildern mit Freiwilligen, die nach dem 2. August von Solingen aus in den Krieg zogen, zu sehen ist. Am Ende fielen ihm 17 Millionen Menschen zum Opfer – rund 3.700 von ihnen aus Solingen, womit fast jede Familie betroffen war.

Foto: Michael Mutzberg